Der Landkreis hat seit vergangenem Sommer einen Landschaftspflegeverband. Mittlerweile gibt es auch einen Geschäftsführer. Erste Projekte stehen in den Startlöchern.

Landkreis – Von allen Seiten gab es Lob für das soeben aus der Taufe gehobene Konstrukt. Es sei ein „starker Motor“ für den Schutz der Natur im Landkreis, war zu hören. Gar „kooperativer Naturschutz“. Derart gelobt wurde an jenem Juni-Abend 2019 im Oberhausener Stroblwirt ein Zusammenschluss: Gegründet worden war der Landschaftspflegeverband für Weilheim-Schongau. Der Beschluss fiel einstimmig. Das Landratsamt hatte zuvor monatelang in Gemeinderatssitzungen die Werbetrommel gerührt. Zum Start ließen sich 19 Kommunen für eine Mitgliedschaft in dem eingetragenen Verein begeistern, dazu zehn Verbände und elf Einzelpersonen. Landrätin Andrea Jochner-Weiß (CSU) betonte die Bedeutung des Geschaffenen: „Unsere Kultur- und Naturlandschaft ist ein besonderer Schatz.“

Vertreter der Landwirtschaft, des Naturschutzes und der Kommunen im Verband zusammengeschlossen

Was aber damals fehlte, war ein Geschäftsführer. Diesen hat es mittlerweile: Christian Haupt. Der 38-jährige Weilheimer ist gelernter Förster und war davor bei der Deutschen Bahn angestellt als Vegetationsbeauftragter. Sein Büro hat er nun in der Geschäftsstelle im Weilheimer Landratsamt an der Pütrichstraße. „Es freut mich sehr, dass ich einen Teil zur Bewahrung von Vielfalt und Schönheit in unserem Landkreis beitragen kann“, schwärmt Haupt von seinem neuen Job. Als „besonders bemerkenswert“ bezeichnet er es, dass sich im Verband Vertreter der Landwirtschaft, des Naturschutzes und der Kommunen zusammengeschlossen haben. Im Vorstand sind die drei Gruppen paritätisch vertreten. Das helfe, Projekte frühzeitig abzustimmen.

Verband wird nicht Eigentümer der Areale

Für die Verbandsarbeit braucht es jedoch Geld. Dies kommt durch die Mitgliedsbeiträge und staatliche Fördermittel in die Kasse. Laut Haupt steht ein jährliches Budget von circa 100 000 Euro an Beiträgen sowie rund 40 000 Euro an Zuschüssen der Regierung von Oberbayern und des Freistaats zur Verfügung.

Das Wort vom „Kümmerer“, der die Untere Naturschutzbehörde entlastet, wurde damals in die Waagschale geworfen. Eine Grundidee des Verbands ist es, bei der Akquirierung von Fördergeldern zu helfen. Auch tritt er als Träger von Landschaftspflegeprojekten auf und beauftragt örtliche Landwirte mit der Umsetzung – was für diese eine zusätzliche Einnahmequelle sei. „Oberstes Prinzip dabei ist, dass die Flächeneigentümer freiwillig dabei sind“, betont Haupt. Der Verband werde nicht Eigentümer der Areale. Zudem tritt die Geschäftsstelle als Berater auf und unterstützt die Mitgliedskommunen beim Aufbau von Ökokonten – diese braucht es als Ausgleich beim Flächenverbrauch.

Streuwiesen sind besonders im Blick

Erste Projekte für heuer stehen in den Startlöchern. „Es handelt sich fast ausschließlich um die Rekultivierung von Streuwiesen zum Bewirtschaften“, verrät der Geschäftsführer. Am vergangenen Montag tagte der Vorstand und beriet über Vorhaben. „Wir haben jetzt ein Arbeitsprogramm“, teilt Haupt gestern auf Nachfrage mit. Die Umsetzung ist für Oktober geplant. Teilweise braucht es jedoch noch die Zustimmung der Grundbesitzer. Aber ein finanzieller Rahmen steht schon: Das Volumen für die Landschaftspflege liegt laut Geschäftsführer bei circa 50 000 Euro. Die Gelder fallen für Arbeiten in dem Gemarkungen Eberfing und Obersöchering sowie Peißenberg und Weilheim an.

Gerade Streuwiesen hat der Verband besonders im Blick. Dieser Naturraum ist für seine hohe Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten bekannt und droht angesichts der Verwendung von günstigerem Stroh als Einstreu und neuer Stallsysteme in Vergessenheit zu geraten und zu verbuschen. Diese Heimattradition bewahren, auch das will die neue Landschaftspflege. Weilheim-Schongau ist nicht allein: Man ist der 58. Verband dieser Art in Bayern.

Landwirte

können sich unter Tel. 0881/681-1248 melden. Dies ist nicht nötig, wenn diese bereits Landschaftspflege bei der Unteren Naturschutzbehörde betrieben haben.

Von Andreas Baar, www.merkur.de