Landkreis – „Es ist eine besondere Sitzung“, erklärte Landrätin und LPV-Vorsitzende Andrea Jochner-Weiß bei der Begrüßung zur Jahresversammlung im Gasthof „Zur Post“ in Peißenberg. Der Landschaftspflegeverband feiere immerhin ein kleines Jubiläum. Vor fünf Jahren, so Jochner-Weiß in der Rückschau, habe man sich noch gefragt, ob man wirklich einen LPV im Landkreis gründen solle. Inzwischen sei längst klar: Der LPV als freiwilliger und paritätisch besetzter Zusammenschluss von Landwirten, Naturschützern und Kommunen „haut wunderbar hin“: „Die Anfangsphase ist vorbei. Der LPV hat sich etabliert“, betonte die Landrätin – und: „Der LPV ist ein Erfolgsmodell.“
Ziel des LPV ist laut der Verbands-Homepage „die Bewahrung und Entwicklung des unverwechselbaren Charakters der Landschaft und der biologischen Vielfalt im Landkreis Weilheim-Schongau“. Der LPV ist Träger und Manager von Landschaftspflegemaßen. Er unterstützt Kommunen bei der Ausweisung von Kompensationsflächen (Stichwort: Ökokonto), er akquiriert Zuschussgelder und beauftragt Landwirte mit der Umsetzung von Maßnahmen.
Ausgleich zwischen Naturschutz und Bewirtschaftung
Die Maxime dabei: „Es ist alles freiwillig. Wir wollen keine Zwänge. Es soll ein Miteinander sein“, erklärte LPV-Geschäftsführer Christian Haupt in seinem Rechenschaftsbericht. Soll heißen: Die mitunter divergierenden Interessenslagen zwischen Naturschutz und Bewirtschaftung werden unter dem Dach des LPV in Einklang gebracht.
Bis dato liegt der Schwerpunkt der Verbandsarbeit auf der Pflege von Streu- und Magerwiesen sowie extensiven Weideflächen. Haupt, den die Landrätin als „Glücksfall“ bezeichnete, zeigte den rund 30 Versammlungsteilnehmern viele Fotos – „weil Bilder mehr sagen als 1000 Worte“. 128 Projekte verteilt auf den gesamten Landkreis wurden bereits auf den Weg gebracht. „Wir sind ein Umsetzungsverein“, erklärte Haupt stolz. Und die Projektzahl solle kontinuierlich anwachsen: „Wir steigern uns von Jahr zu Jahr.“ Allein heuer stehen 50 Maßnahmen auf der Liste. An der Schwerpunktsetzung wird sich laut Haupt nicht viel ändern: “Vielleicht kommt das ein oder andere Gewässer hinzu.“
Futterpflanzen für Tagfalter
Haupt, der auf der Geschäftsstelle von drei Mitarbeitern unterstützt wird („Wir haben ein Super-Team mit unterschiedlichem Know-how“), berichtete unter anderem von einer Hochmoorrenaturierung bei Penzberg, von Heuwiesen bei Raisting und von einer Wiederherstellung einer Magerrasen-Leite bei Eberfing. Für letztgenanntes Projekt hat der LPV eine Bewirtschaftungserlaubnis vom Eigentümer erhalten. Ein beauftragter Landwirt mäht die Fläche nun nach den Vorgaben des LPV. Für seltene Tagfalter bedeutsame Futterpflanzen wie Hufeisen- oder Wundklee sind durch die längere Zeit brachliegende Fläche in Bedrängnis gekommen. Wie Haupt erklärte, geht es bei den LPV-Projekten eigentlich immer um den Erhalt von „Rote-Liste-Arten“. Aber auch die Schaffung von Lebensräumen für „Allerweltsarten“ sei wichtig.
Drainagen-Rückbau bei Rottenbuch
Ein weiteres Projektbeispiel, das bei der Versammlung präsentiert wurde, war der Drainagen-Rückbau auf einer Fläche bei Schönberg auf Rottenbucher Gemeindegebiet. Der LPV unterstützte die Kommune bei der Ausweisung als Ökokontofläche – unter anderem mit der Ausarbeitung eines Pflegevertrag mit dem zukünftigen Bewirtschafter und der fachlichen Begleitung beim Ausbau der Entwässerungsrohre. Das Ziel: Die Wiese soll durch Verzicht auf Gülle, Kunstdünger und Herbiziden sowie durch weniger Grasschnitte artenreicher werden und wieder Lebensraum für ursprünglich dort vorhandene, an nasse Flächen gebundene Pflanzen- und Insektenarten sein.
Zur Sprache kam bei der Versammlung aber auch, dass noch nicht alle Kommunen im Landkreis im LPV Mitglied sind. Laut Haupt werde man demnächst noch einmal in Pähl vorsprechen und „einen Versuch starten“. Schwabbruck habe aber leider abgesagt. Gerne dabei hätte Haupt auch die Gemeinde Sindelsdorf. „Dort hätten wir ein Schwerpunktgebiet“, so der LPVGeschäftsführer. Die Vorteile einer Mitgliedschaft seien bei geringen Vereinsbeiträgen offensichtlich: „Wir können auch mit wenig Geld viel machen“, so Haupt.
Von Bernhard Jepsen, www.merkur.de